Samstag, März 03, 2012

konzert: liz green, 01.03.12

die schauerliche einkehr, mit dem atmen innehalten. atmosphäre schaufeln. das saxophon quert. "i thin we're better of here." die sekunde, in der jegliche wehrhaftigkeit schwindet. eine harmonie, die mich schmelzen lässt. die ich im werk liz greens über alles liebe. sie könnte sich darauf beschränken. und so war ich mehr als dankbar, als die rothaarige aus manchester das lied bereits an fünfter stelle ihres sets in der kulturschranne zu dachau anstimmte. der erste des märzen ließ dort immerhin knapp fünfzig neugierige im rund versammeln, die allesamt staunend der kleinen sängerin gegenüber saßen. die munter bespielte gitarre musste ein zweites mal auf anfang gebracht werden. ein verspieler, ein lacher ihres sideparts alabaster deplume, einige querschläge gab es an diesem abend immer wieder. doch wenn liz green erst einmal unterwegs war, gab es kein halten. die verstiegenheit, mit der sie sich ihren lieder hingibt, wird lediglich durch kleine lächler, durch ein abwenden ihres gesichts, durch ein angezeigtes erstaunen gebrochen, als quittiere sie ihren vortrag immer wieder selbst. während man also dieser vortrefflichen, einzigartigen stimme, die sich guttural, angeschlagen und so traulich zeigt, folgt, erlebt man zugleich eine visualisierte übersetzung der lyrics auf den zügen dieser einnehmenden person. die wendungen, die stösse, das vorwärts in der rückkehr.

liz green macht glauben, dass die bühne ihr platz ist, sie im vortrag zuhause wäre. und zugleich deutet man die zeichen, dass genau diese momente es sind, die eine große anstrengung für sie bedeuten. nervosität, die nur ungewichtig zutage tritt, gerissene momente, als böte die gegenwart einsicht in längst vergangenes. ein irres weichen im gesicht, verletzte haut. als sie zur zugabe schreitet, gehen die lichter im saal an. irgendwer hatte nicht aufgepasst. liz wendete. doch die lichter gingen wieder aus, lediglich die bühnenbeleuchtung erstrahlte. liz ging entschlossen zum mikro zurück und meinte, sie könne auch wieder gehen und fragte, ob noch zwei weitere songs möglich wären. zwischen sauerampfer und sonnenblume. eine künstlerin, die die pole verrückt. kratzbürstigkeit, die den charakter stellt. auf die probe, und zum stolpern bringt, bringen kann. das gesicht ist zum lächeln gemacht, und so erstrahlt eine treumütige miene, die dem publikum gibt, was es hören will. auf ihrem ersten album drücken sich eng aneinander all die lieder, derer man längst herr werden durfte, wenn man liz green über die jahre verfolgt hatte. "the night gets darker now, not like it ever was.", schauerts im "midnight blues", der "displacement song" schunkelt dagegen und bietet projektion für den wendungsbereiten gesang der so wenig manirierten sängerin, "french singer" wird gar auf dem piano vorgetragen, eine irgendwie erhabene situation, vor allem wenn ich bedenke, dass dort vor wenigen wochen charles gayle die tasten traktierte. und nun gab liz green lachend vor, dem jazz frönen zu wollen. dirigierte ihre finger über das instrument, um als bald die zu sein, die zwischen kabarett, chanson und blues changiert wie keine zweite. die, so geht die legende, eine menge lumpensammler, mitarbeiter des örtlichen bestattungswesens und henker in der ahnengalerie aufweisen muss, um derart lebensecht bestandsaufnahme zu betreiben. all die mär will erzählt und anschaulich vorgetragen sein. "bad medicine", "penelope", "bei mir bis du schoen" erinnere ich in der folge. an ihrer seite alabaster deplume, der das saxophon bedächtig blies, und sam buckley am bass. das gemeinsame spiel war manchmal etwas wirr und unabgestimmt, entschloss sich dennoch immer wieder zu dynamik und brachte ausreichend dramatik mit, um die unmittelbarkeit des songmaterials zu bestätigen. manchmal unwirrsch und unaufgeräumt, dann geschlossen und stimmig. ein wechselspiel der gefühle, ganz passend zu den liedern greens. wenn man sich das repertoire anschaut, hätte man einige lieder mehr gefunden, die man hätte hören wollen. doch nach gut einer stunde und zwei zugaben war schluss.

alabaster deplume bestritt übrigens mit einer klampfe das vorprogramm und brachte das rund ein ums andere mal zum schmunzeln. irgendwo zwischen bänkelsänger, barde und hofnarr angesiedelt grimassierte er sich durch ein wirklich unterhaltsames set. das nachfolgende video sollte einen kleinen einblick in die welt des ebenfalls aus manchester stammenden musikers ermöglichen.



03.03.2012 Baden (CH) - Royal
04.03.2012 Genf (CH) - Cordes Avides
05.03.2012 Bern (CH) - La Cappella
06.03.2012 Dresden (D) - Societätstheater
07.03.2012 Leipzig (D) - Kafic
08.03.2012 Hannover (D) - Feinkostlampe
09.03.2012 Hamburg (D) - Turmzimmer @ Uebel & Gefährlich
10.03.2012 Copenhagen (DK) - Fingerbøllet
13.03.2012 Berlin (D) - West Germany
14.03.2012 Schorndorf (D) - Manufaktur
15.03.2012 Mannheim (D) - Mowhawk
16.03.2012 Cologne (D) - King Georg
17.03.2012 Saarbrücken (D) - Sparte 4

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